Die Qual der Wahl – Anzucht oder Direktsaat?

In den letzten Beiträgen habe ich euch den Weg von der Auswahl des Gemüses hin zum Anbauplan aufgezeigt. Der letzte entscheidende Baustein fehlt jetzt noch: die Jungpflanzenanzucht. Mich juckt es ja schon seit Anfang Jänner in den Gartenfingern. Denn ich liebe es den Samen beim Keimen und wachsen zu zusehen. Aber vorher hast noch du die Qual der Wahl: Willst du die Pflanzen zuhause vorziehen oder gleich direkt ins Freiland säen. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Die möchte ich dir jetzt in diesem Artikel aufzeigen. Los geht’s.

Was sind die Vorzüge für die Vorkultur bei dir Zuhause?

Vorkulturen sind nötig für langsam wachsende (z.B. Kohl) und Wärme liebende Pflanzen (z.B. Tomaten, Paprika, Chili, Gurken, Melanzani, Kürbis). Für Vorkulturen benötigst du mehr Zeit und natürlich brauchst du auch den entsprechenden Platz. Hier dient die warme Fensterbank als Zimmergärtnerei und die Pflanzen gedeihen in diesem wohl-behüteten Pflanzen-Garten. Unter einer Glasscheibe (umgestülptes Einmachglas) oder einer Plastikhaube entsteht im Topf ein wunderbares feuchtes Gewächshausklima. Perfekt, damit die Samen schnell keimen.

  • Frühe Aussaat: Die Aussaat ist noch vor den letzten Frösten möglich. Denn die Jungpflanzen sind bei dir Zuhause wohl geschützt vor der Kälte.
  • Schutz vor Schnecken & Co: Deine vier Wände schützen die jungen Pflanzen auch vor Schädlingen.
  • Sparsamer Einsatz von Saatgut: Dein Saatgut kannst du gezielt in Anzuchtschalen oder Töpfen aussäen. Es kann auf deiner warmen Fensterbank nicht verweht, weggeschwemmt oder von Vögeln stibitzet werden.
  • Einfluss auf Wachstumsbedingungen: Durch spezielle Anzuchterde, die salzarm und nährstoffarm sein soll, hat dein Saatgut ideale Bedingungen zum Keimen und zur Wurzelbildung. Auf deiner Fensterbank herrschen auch relativ konstante Temperaturen. Super ideal für Pflanzen mit hoher Keimtemperatur (Tomaten & Paprika).
  • Auslese der besten Pflänzchen: Da oft nicht das gesamte Saatgut keimt, und dann auch nicht alle Keimlinge gleich gut wachsen, hast du hier einfach eine optimale Auslese der besten Jungpflanzen.  Außerdem brauchen manche Samen ziemlich lange, bis sie aufgehen (z.B. Paprika, Chili). Das Vorziehen ermöglicht dir aber eine ideale Kontrolle des Prozesses. Und du kannst dann die stärksten und besten Pflanzen für’s Beet auswählen.
  • Bessere Flächennutzung: Während dein Sommergemüse auf der warmen Fensterbank wächst, hast du auf dem Beet noch Platz für eine kältetolerante Vorkultur (Radieschen, Karotten, Pastinaken)
  • Verlängerte Pflanzperiode: Für manche Gemüsearten ist es draußen erst ab Mai (nach den Eisheiligen) warm genug. Da sie sehr langsam wachsen, werden sie bis zum Herbst nicht mehr fertig.

Welches Gemüse eignet sich nun besonders für die Vorkultur?

Pflanzen, die höhere Temperaturen brauchen, ziehen wir auch Jahr wieder vor. Das sind vor allem die Sorten aus der Familie der Nachtschattengewächse wie Paradeiser, Paprika, Chili und Melanzani. Denn sie brauchen eine relativ hohe Keimtemperatur. Eine warme Umgebung von etwa 21-25 Grad ist für sie perfekt.

Aber auch Kohlarten und Kürbisgewächse – wie Zucchini, Gurken & Co – und Andenbeere, Okra und Sellerie profitieren von einer warmen Vorzucht auf deiner Fensterbank. Sie keimen gut in warmer Umgebung um die 20 Grad. Bei den Gurken werde ich heuer beide Methoden ausprobieren, um so einen direkten Vergleich zu haben.

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Was sind die Vorzüge für eine Direktsaat?

Direktsaaten raschwüchsiger Arten werden schon ausgeführt. Leider sind es in unserer Klimazone noch eine ganze Anzahl von Pflanzen, die eine Vorkultur brauchen. Und erst Ende Mai nach den Eisheiligen ins Beet können. Erbsen und Bohnen könnt ihr direkt säen, aber auch bei ihnen solltet ihr die Saatzeit beachten. Damit die nötige Bodenwärme vorhanden ist. Wichtig bei der Aussaat ist, dass ihr den richtigen Zeitpunkt abwartet. Die Termine stehen auf den Saattüten. Doch auch das Wetter sollte natürlich mitmachen.

Was keimen und wachsen soll, braucht Wärme und Feuchtigkeit.
  • Robustere Pflanzen: Direkt gesäte Pflanzen sind unterschiedlichen Umwelteinflüssen ausgesetzt und sind so robuster und abgehärtet. Somit sind sie auch weniger anfälliger für Schädling.
  • Weniger Stressfaktur: Das Umpflanzen bedeutet für die Pflanzen Stress. Die Wurzeln werden beschädigt und die Jungpflanze wird aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen.
  • Kappen komplexer Netzwerke: Im Boden leben vielfältige Bakterien. Der Samen verbindet sich mit dem komplexen unterirdischen Netzwerk. Durch das Umpflanzen werden die Verbindungen gekappt und die Pflanze muss derartige Netzwerke wieder knüpfen, um gut wachsen zu können.

Welche Kulturen eignen sich nun für die Direktsaat?

Manche Pflanzen sollten direkt gesät werden, da sie sehr empfindliche Wurzeln haben. Dazu gehört Wurzelgemüse – Karotten, Rote Rübe, Radieschen, Pastinaken, Wurzelpetersilie., Schwarzwurzeln. Aber auch Bohnen und Erbsen wachsen viel besser direkt ins Beet gesät. Auch bei Fenchel hatte ich letztes Jahr wunderbaren Erfolg bei der Direktsaat. Fenchel in der Vorkultur ist leider gar nichts geworden.

Salat, eine früh zu säende Kultur, eignet sich perfekt zur Direktsaat. Es gibt Salat-Sorten (Asiasalat, Pflücksalat, Wilde Rauke), die ihr schon im Februar und März direkt ins Beet säen könnt. Bei der Direktsaat von Salat sät auch direkt Rettich oder Radieschen mit ein. Denn der Salat wehrt den Erdfloh ab. Also eine wunderbare Mischkultur.

Generell eignen sich die meisten Kulturen für eine Direktsaat.

Nur bei langsam wachsenden Kulturen und bei Kulturen mit einer hohen Keimtemperatur solltet ihr die Pflanzen vorziehen.

Tipps zur Direktsaat werde ich euch noch in einem eigenen Blog-Artikel zusammenfassen.

Was habt ihr für eine Erfahrung mit Vorkultur und Direktsaat? Und habt ihr schon mit der Anzucht begonnen? Ich freue mich auf eure Erfahrungen.

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